Autor: QuinnQuelle

Dieses ganze Leben – Raffaella Romagnolo

Das Jahr 2024 hatte lesetechnisch nicht viel für meinen Geschmack übrig. Irgendwie bin ich von einem Abbruch zum nächsten Abbruch und dann wieder zu Büchern, die mich leider null mitgenommen haben, gehuscht. Ein Glück, dass ich mir „Dieses ganze Leben“ vom Stapel ungelesener Bücher geschnappt habe. Coming of Age, ja! Aber nicht das Coming of Age von nebenan. Ich durfte hier eine durchaus komplexe Schreibweise genießen, die den herausfordernden bis verdrießlichen Charakter der Protagonistin Paola in den Mittelpunkt der Geschichte stellt. Die Autorin flechtet wichtige Themen in den Handlungsverlauf, ohne den Roman mit Botschaften und Impulsen zu überladen. Themen wie, sich selbst lieben zu lernen, der Umgang mit Behinderungen naher Verwandter, nicht der (augenscheinlichen) Norm entsprechen und sich als (junge) Frau in einer patriarchalen Familie emanzipieren, werden in der Geschichte verarbeitet. „Dieses ganze Leben“ hat alles, was m.E. einen guten Roman ausmacht. Ein bisschen Erwachsenwerden, ein bisschen wichtige Themen, ein bisschen Weltschmerz. Wichtige Themen werden humorvoll aber nicht albern eingebettet. Das Buch arbeitet die Themen übergreifend, aber nicht übergriffig aus. Glasklare Leseempfehlung!

Lesebiografie – quer durchs (Lese-) Leben

… also das, was früher mal die Rubrik „Bücherliste“ war. Viele Bücherblogs listen die gelesenen Bücher des Jahres auf. Das habe ich auch gemacht und mich dann gefragt, ob das eigentlich Sinn macht und ob das die Lesenden denn eigentlich interessiert? Letztlich bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es viele Lesende bestimmt nicht interessiert. Mal so gedacht, was interessiert mich denn an anderen Bücherblogs? Ich interessiere mich häufig dafür, welche Bücher andere Lesende denn begeistert haben und frage mich, ob es mir mit dem ein oder anderen Titel auch so gehen würde. Denn wir kennen sie doch alle, die Bücher die uns im Herzen kleben bleiben. Natürlich bleiben uns höchst wahrscheinlich im Alter von 40 nicht mehr die gleichen Bücher im Herzen kleben wie mit 20, vielleicht aber doch und wenn nicht ist das auch egal. Was ich schreiben möchte ist, dass eine Liste der Herzensbücher für mich an dieser Stelle viel mehr Sinn macht. Sie geben wieder, wer wir bezogen auf unsere Lesebiografie eigentlich sind. Deshalb soll es nun die Rubrik „Lesebiografie“ geben. …

„10 for Jamie“

Wenn du zu viele Bücher auf dem Stapel ungelesener Bücher liegen hast, dann wirst du im besseren Fall einfallsreich. Und im besten Fall hast du eine Freundin, die 10 Bücher deines Stapels auswählt und dir aufträgt, diese im neuen Jahr zu lesen. Im Klartext bedeutet das, dass ich in 2023 diese wunderbaren Bücher lesen werde. Das Beste daran: ich habe sie ja alle schon hier liegen. Übrigens habe ich für Jamie auch ganz wunderbare „10 for Meike“ rausgesucht. Ihr kennt doch sicher Librovore? https://www.librovore.de/

Die Kinder hören Pink Floyd

Man kennt sie, die Bücher die man kauft, weil der Titel einen anspricht und das Cover dazu noch so schön aussieht. Dieses hier ist eines der besagten Exemplare. Alexander Gorkows Pink Floyd hörende Kinder ließen mich jedoch etwas enttäuscht zurück. Zwar fühlte ich mich heimisch im nordrhein-westfälischen Deutschland der Siebzigerjahre, kenne ich die Umgebung selbst schon immer – dennoch konnte mich weder der kindliche Protagonist, noch der Schreibstil des Autors emotional anholen. Der Schreibstil erinnerte an eine Verhaltensbeobachtung von einem Zehnjährigen Kind, über ein anderes zehnjähriges Kind und einige Erwachsene. Und auch wenn ich erahne, dass die gezeichnete Geschwisterbeziehung zwischen der älteren, herzkranken Schwester und dem Protagonisten (die beiden hören schließlich Pink Floyd zusammen) viel mehr ist, als die bloßen Worte Einblick boten – mir war es zu wenig vom Roten Faden und zu wenig vom transparenten Gefühlszeugs.

Komplett Gänsehaut von Sophie Passmann – Hörbuch

Ich wäre gerne Sophie Passmanns Freundin, denke ich mir beim Hören. Ich bräuchte dann auch keine Feindin mehr, denke ich weiter. Ich bin eine von denen, die erst letztes Jahr auf Sophie Passmann gestoßen ist, ihr erstes Buch nicht gelesen hat und überhaupt auch nur über Instagram Inhalte von ihr mitbekommt. Ich bin auch eine von denen, die gerne ein bisschen so wäre wie sie und sich fragt, was sie vergleichsweise eigentlich mit 27 Jahren so getrieben, gesagt, gelebt und erreicht hat. Jetzt ist es raus. Ich bin auch eine von denen, die sich fragt ob es das Essay oder der Essay heißt. Jedenfalls hörte ich mir jetzt den/das Essay der Sophie an und hatte nicht nur für kurze Zeit schlechte Laune. Zu gern hätte ich mir kluge, zynische und/oder wissenswerte Gedankengänge angehört und sie als wertvoll für mich verwertet. Meistens hatte ich allerdings Fragezeichen in meinem Kopf. Große, kleine, dicke, dünne grüne, blaue Fragezeichen. Viel Negatives wurde dargelegt, wenn auch mit einer begnadeten Beobachtungsgabe. Ob Sophie Passmann ein schlechtes Gewissen hatte, als sie deutlich …

Der Gesang der Flusskrebse von Delia Owens

Dank dem Austausch auf Bookstagram bin ich in der letzten Woche zu meinem vierten Jahreshighlight gekommen. Weder Titel, Cover noch Klappentext hätten mich wahrlich auf die Idee gebracht, dass die Geschichte das ist, als was ich sie erleben durfte. Es ist eine Liebesgeschichte, es ist ein Kriminalroman und narrative Wissensvermittlung mit einem Hauch modernem Dschungelbuch. Die Protagonistin Ein Kind, das sich alleine großzieht, nachdem es in frühster Kindheit in lieblosen und ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Kya ist die Protagonistin, die man im Dorf nur das Marschmädchen nennt. Kya, verlassen von Eltern und Geschwistern, schlägt sich alleine durch, überlebt und lebt in und mit dem Sumpf und der dort vertretenen Flora und Fauna. Das Besondere Die Autorin greift eine Vielzahl an Themen auf, legt sie wie bunte Fäden auf ein Brett und schafft es bis zum Schluss, sie zu einem unifarbenen Faden zusammenzuknüpfen. Manchmal habe ich daran gezweifelt, wie sie die unterschiedlichen Themengebiete ineinander verweben möchte, aber ich muss es ihr lassen – sie hat es geschafft. Sie bedient sich dafür einer einfachen Technik: Finger weg von …

Was ist eigentlich die Literette?

Die Literette – Kurze Rückblicke auf Gelesenes und Gehörtes, ohne Inhaltsangabe. Für alle die wissen, worum es geht und mal nachlesen wollen, was andere dazu denken. Und auch für alle anderen. Ein kurzer und vielleicht auch emotionaler Rückblick auf Bücher, die mir so untergekommen sind. „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky Ein Hörbuch so unglaublich großartig und traurig und schön. Es beginnt damit, dass die Autorin beschreibt, ohne konkret zu beschreiben, was man so in einem Roman beschreiben kann. Sie gestaltet metaphorisch und liebevoll vorrangig die Figuren. Sie gestaltet diese aus, in dem sie über die gesamte Länge des Romans immer wieder ein bisschen von ihnen preisgibt. Durchweg auf den Punkt, immer zum passenden Augenblick und nicht zuletzt in einer Retrospektive, wenn auch nicht offensichtlich. Aber dass es eine ist, das wird dir als Leser/in dann erst zum Schluss richtig deutlich. Wunderbar und beneidenswert. Großartig. Es beginnt nach einiger Zeit schon mit diesem einen „My Girl Moment“. Hattet ihr auch damals, als Wayda von der Treppe aus ihren Freund im Sarg …

Der Start in mein Bücherjahr 2020

Eines habe ich abgebrochen, eines habe ich mit Augenrollen doch noch beendet, eines höre ich als Hörbuch und ein weiteres Buch lese ich gerade. Das Jahr 2019 endete mit Melmoth von Sarah Perry, für mich nochmal mit einem Highlight. Wunderbar langsam, unaufgeregt, symbolisch und in mancherlei Hinsicht viel aktueller als man es zugeben mag – für mich ein spannender und absolut empfehlenswerter Roman. Ich startete demnach motiviert und regelrecht gierig nach einer weiteren Geschichte aus der Feder von Sarah Perry. Und dann nahm die ganze Sache ihren Lauf. Es folgt, ein Erlebnisbericht mit einem Funken lebensnotwendigem Sarkasmus. Wohin mit all den schönen Figuren? Oder auch: Wo zum Teufel bleibt die Handlung? Die Schlange von Essex von Perry ist das Buch, welches ich abgebrochen habe. Es war ein langes Hin und Her mit mir und diesem Buch. Man könnte es als eine On-Off-Beziehung beschreiben. Erst als Buch begonnen, dann als Hörbuch fortgesetzt. Dann wieder zurück zum Buch, dann gelesen und gehört im Wechsel… Es nützte letztlich nichts, denn während Sarah Perry mir Seite für Seite wunderbar …